Historie

Rudolf Mack, Schweinfurt

Geschichte des Werkfeuerwehrverbandes Bayern e. V.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lieber Vorsitzender Joachim Schistowski !

Wir feiern heute (11. April 2003 in Schweinfurt - Konferenz- zentrum) das 25jährige Bestehen unseres Verbandes. Das ist sattsam bekannt und heute auch schon mehrfach erwähnt worden.

Der Vorsitzende hat mich gebeten, heute anlässlich des Festaktes die Entwicklung des Werkfeuerwehrverbandes Bayern aufzuzeigen. Das will ich gerne tun. Eine Einschränkung muss ich vorab machen: Jeder der den Verband erlebt hat, hat ihn jeweils anders erlebt und deshalb wird der eine oder andere von den Zuhörern den einen oder anderen Hinweis vermissen oder auch bestätigt sehen. So kann ich also nicht allen ge- recht werden. Jede Sichtweise hat ihre Grenzen und gleichzeitig auch ihre Berechtigung.

Und jeder in einem solchen Verband empfindet unterschiedliche Emotionen, stellt logischerweise andere Anforderungen und hat anders geartete Erwartungen. Ganz klar, dass in der Beurteilung der eine sagt: „Das kannst du vergessen !“, während ein anderer sagt: „Das war große Klasse!“. Ohne Umschweife, ich beurteile beide Sichtweisen als richtig.

Zugleich muss ich aber auch korrigieren: Denn, wer „kannste vergessen“ sagt, ist unmittelbar aufgerufen seine Ideen, Vorschläge und insbesondere seine Arbeit in den Verband einzubringen; nur so kann das dann zu einem besseren Ergebnis führen: „Große Klasse“.

 

Nun zum geschichtlichen Abriß:

Unser Verband wurde am 25. Juli 1978 an der Staatlichen Feuerwehrschule in Regensburg aus der Taufe gehoben.

Das Motto der damaligen Gründungsversammlung lautete:

 

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„1 + 1 = 1“. Jeder der die mathematischen Grundregeln beherrscht, stellt sofort fest, dass die Rechnung nicht richtig ist, aber ganz bestimmt war das Ergebnis stimmig.

Wer sich erinnert, der weiß, dass wir im Jahr 1993 schon einmal ein 25jähriges Jubiläum gefeiert haben. Damals feierten wir 25 Jahre Werkfeuerwehrorganisation in Bayern:

Es war der 25. Jahrestag der Festschreibung eines Vereins, der am 20. Februar 1968 gegründet und am 26. März 1968 ins Vereinsregister eingetragen wurde. Es war die „Interessengemeinschaft der Werk- und Betriebsfeuerwehren“ (IG WF + BtF). Diese Organisation bestand allerdings schon seit dem 9. April 1965 für den Raum München und hatte ursprünglich nicht die Absicht, sich als Verein mit Satzung und Beiträgen zu etablieren.

Vorgesehen war, Zusammenkünfte von Gleichgesinnten zum Erfahrungsaustausch zu gleichen fachlichen Fragen zu organisieren. Ich nannte das früher: „rechtzeitig über den Gartenzaun des Nachbarn schauen“.

Schon in der Einladung zum ersten Treffen am 9. April 1965 dieser „Interessengemeinschaft der Werk- und Betriebsfeuerwehren im Raum München“ (wie betont wurde) ist vermerkt, dass der Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft betrieblicher Brandschutz in Bayern“, Josef Henkelmann, eingeladen war.

Somit ist klar, dass es neben der Interessengemeinschaft schon eine andere Bewegung (Organisation) gegeben hat, die sich mit der Problematik des betrieblichen Brandschutzes auseinander setzte und zwar auf bayerischer Ebene (inklusive Franken !!).

Bei meinen Recherchen fielen mir Schriftstücke in die Hand, die beweisen, dass die „Arbeitsgemeinschaft betrieblicher Brandschutz in Bayern“ (AGBB) tatsächlich schon mindestens seit 1959 tätig gewesen sein muss. Denn ich fand in diesen Unterlagen – die mir vom Kollegen Jürgen Dietz von der Werkfeuerwehr ACORDIS, Obernburg (damals Glanzstoff- Werk) zur Verfügung gestellt wurden –, dass die Organisation AGBB sich bereits im Jahre 1959 eine Satzung gab, aber nicht als eingetragener Verein agierte.

 

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Bei verschiedenen Anlässen vermittelte sie zu Brandschutzthemen fachliches Wissen. Daraus ist zu schließen, dass schon vor dem Wirken der IG WF + BtF Aktivitäten zur Abstimmung und Abklärung fachlicher Fragen in vereinsähnlicher Form stattfanden; jedoch fand ich bislang keine Hinweise auf das WANN.

Im Ergebnis heißt das, dass die Bestrebungen und Bemühungen zur überbetrieblichen Zusammenarbeit im betrieblichen Brandschutz in Bayern – wie auch immer – mindestens 44 Jahre alt sind. Meine Damen und Herren, ich stelle fest, der Verband befindet sich in einem ausgesprochen „reifen Alter“.

Längst zuvor gab es schon Fabrikfeuerwehren – wie wir im Beitrag von Rolf Schamberger hörten – später nannten sie sich Betriebsfeuerwehren: So sind für die hiesige Region beispielhaft zu nennen:

  • 1897 - Gründung der Betriebsfeuerwehr der Firma Fries & Höpflinger – heute SKF
  • 1906 - Gründung der Betriebsfeuerwehr Fichtel & Sachs
  • 1925 - Gründung der Betriebsfeuerwehr FAG Kugelfischer
  • nach dem Krieg kam die US-Feuerwehr hinzu
  • 1963 erfolgte die Anerkennung der Betriebsfeuerwehren Schweinfurts zu Werkfeuerwehren.

An dieser Stelle will ich anmerken, dass die 1854 gegründete Feuerwehr der Stadt Schweinfurt zu einer der ältesten Feuerwehren in Deutschland zählt.

Ein ministerielles Schreiben aus dem Jahre 1956 an die hiesigen Betriebe verweist darauf - und das wohl in Abhängigkeit einer entsprechend aktuellen gesetzlichen Regelung, dem damaligen Feuerlöschgesetz in Bayern – FLöG (dazu habe ich allerdings nicht recherchiert, weil es nicht mein Thema ist) -, dass die Betriebe Überlegungen zur Einleitung des (freiwilligen) Anerkennungsverfahrens veranlassen sollen, ehe man ein solches von Amts wegen einleitet.

Bislang, das fiel Ihnen sicherlich auf, habe ich bei der Aufzählung der geschichtlichen Daten nur einen Namen genannt. Wichtig ist mir jetzt fest zu stellen, wer unseren Verband seit seiner Gründung jeweils leitete; es waren dies:

 

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von 1978 bis 1984 - Rudolf Hüfner (der schon zuvor die Geschicke der IG WF+BtF leitete),

von 1984 bis 1996 - Bernd Hildebrand und von 1996 bis heute - Joachim Schistowski.

Den Vorsitzenden standen jeweils die Stellvertreter, der Kassenwart, die Bezirkssprecher, die stellvertretenden Bezirkssprecher und Beauftragte für besondere Aufgaben zur Seite.

Die historischen Daten sind aus meiner Sicht „Schall und Rauch“, wenn man nicht aufzeigt, was ein solcher Verband in der Zeit seiner Existenz getan und erreicht hat.

Da sind mir drei Dinge wesentlich und erwähnenswert (und damit will ich keineswegs alle anderen Aktivitäten unter den Tisch kehren und erst recht nicht die dahinter stehende Arbeit vergessen machen):

 

  1. Die Durchführung von Bezirkstagungen, Fortbildungsmaßnahmen und Organisation von Fachseminaren.
  2. Die Herausgabe eines Informationsblattes des Verbandes und
  3. Die Fortbildungsmaßnahme „Geprüfte Brandschutz- Fachkraft“ bei der IHK Regensburg – als „Vorstufe“ zu dem Jahrzehnte lang gehegten Wunsch der Schaffung eines Berufsbildes „Werkfeuerwehrmann“.

 

Zunächst zu Bezirkstagungen, Fortbildungsmaßnahmen und Fachseminaren:

Der Werkfeuerwehrverband bot seinen Mitgliedern viele fachliche Informationen an: Bei Bezirkstagungen als Informations- quelle und zum Erfahrungsaustausch und bei Fortbildungstagungen und Fachseminaren auf Landesebene.

Die Fortbildungstagungen waren anfangs über zwei Wochen reichende Arbeitstagungen für Führungskräfte an der Feuerwehrschule in Regensburg mit einer umfangreichen Themenpalette aus der betrieblichen Brandschutzpraxis.

Später wurden daraus 2- und 3-Tagesseminare mit meist einem Schwerpunktthema. Zuletzt boten wir unseren Mitgliedern überwiegend 2-Tagesseminare mit Kernthemen zum betrieblichen Brandschutz an.

 

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Weiter mit dem Informationsblatt:

Viele Mitglieder merkten bei Gesprächen an, dass sie vom Verband keine oder zu wenig Informationen bekämen. Die bei Landestagungen und bei Bezirkstagungen vermittelten Informationen kamen zu selten und zu unregelmäßig. Zudem konnte nicht jedes Mitglied jeden angebotenen Termin wahrnehmen.

So kamen wir auf die Idee, wichtige Mitteilungen des Verbandes und fachliche Dinge in einem Informationsblatt nieder zu schreiben. Mit der ersten Ausgabe im Oktober 1988 war dieses schließlich verwirklicht.

In den ersten Jahren schafften wir es jährlich 2 bis 3 Ausgaben zu erstellen, während in den letzten Jahren jährlich 3 bis 4 Ausgaben heraus gegeben wurden. Die erforderliche Zeit (ehrenamtlich, versteht sich) für die Erstellung des redaktionellen Teils und schließlich die Kosten für die Drucklegung des Heftes, bei wegbrechenden Werbeeinnahmen, führte zum Entschluss, mit der Ausgabe Nr. 31 vom Dezember 1999, die Erstellung eines Info-Heftes alleine für Bayern aufzugeben. Der Entschluss fiel uns im Vorstand wahrhaftig nicht leicht.

Wie Sie wissen, sind unsere Erfahrungen und mittlerweile auch die bayerischen Fachbeiträge mit der Herausgabe der Verbandszeitschrift des Werkfeuerwehrverbandes Deutschland (der WFV D-Info) – der Dachorganisation der Länderorganisationen der Werk- und Betriebsfeuerwehren bez. AGBB’s - in diese Zeitschrift eingeflossen.

Und nun zur „Geprüften Brandschutz-Fachkraft“:

Jahrzehnte lang wurde über die Bemühungen zur Schaffung eines Berufsbildes „Werkfeuerwehrmann“ – auf Bundesebene – nachgedacht, beraten und berichtet. Schon lange bevor sich unser Verband in der dargestellten Form konstituierte, wurde es in Fachkreisen für notwendig erachtet, die (hauptberufliche) Tätigkeit bei einer Werkfeuerwehr auf eigene „berufliche Beine“ zu stellen.

 

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Ein steiniger Weg, sage ich Ihnen. Denn selbst ich habe bei einer vom Deutschen Industrie- und Handelstag (DIHT) im Jahre 1977 durchgeführten Befragung der deutschen Industrie- und Handelskammern zur Verabschiedung einer Vorlage zum Berufsbild „Werkfeuerwehrmann“ eher unbewusst (das war damals meine jugendliche Unerfahrenheit – man möge mir das bitte heute noch nachsehen) eine abwehrende Stellungnahme abgegeben.

Auf Bundesebene wurde aus diesem Vorhaben nichts, wohl eher auch aus der Tatsache, dass Brandschutz und Feuerwehrwesen Ländersache ist.

Ende der 80er Jahre war es Hans Heinersdorfer vom BMW-Werk Regensburg, der die Initiative mit Unterstützung seiner Vorgesetzten ergriff und die wesentlichen Schritte einleitete. Bei der IHK Regensburg fanden wird kompetente Partner für berufliche Aus- und Weiterbildung, die diese Ideen professionell umsetzen halfen.

Ohne die Triebfeder Industrie- und Handelskammer Regensburg, das Wohlwollen und die Unterstützung der Berufsfeuerwehren Nürnberg, München und Regensburg und der Feuerwehrschule Regensburg – um es in Bausch und Bogen zu sagen – hätten wir keine Chance gehabt, ein solches Projekt erfolgreich in die Tat umzusetzen.

Im Februar 1990 fand mit einem interaktiven Kreis ein Abstimmungsgespräch bei der IHK Regensburg statt. Danach wurden unter meiner Leitung (ja, ein bisschen Stolz verbinde ich damit schon) die „Besonderen Rechtsvorschriften für die Fortbildungsprüfung zum anerkannten Abschluss ‚Geprüfte Brandschutz-Fachkraft’ der IHK Regensburg“ entwickelt.

Nach Abstimmung der Regelungen mit den Fachgremien und dem Justitiar der Kammer Regensburg erlangten die Rechtsvorschriften problemlos die Zustimmung des Berufsbildungsausschusses. Mit Schreiben Nr. 6005 – IV/4a – 53 399 des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Verkehr vom 27.11.1991 wurden diese Rechtsvorschriften schließlich genehmigt.

 

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Die Genehmigung traf nur wenige Tage vor der Abschlussprüfung des schon am 05.11.1990 – mit einigem Risiko, wie ich meine - gestarteten Pilot-Lehrgangs bei der Kammer ein.

Die Freisprechungsfeier für die erfolgreichen 16 Teilnehmer des ersten Lehrgangs war am Freitag, dem 07. Februar 1992 – ein denkwürdiger Tag -. Bei der Rede des Hauptgeschäftsführers der Kammer Regensburg - Georg Raum - kam u. a. folgendes von ihm zum Ausdruck: - ich zitiere -

„ ... Eine qualifizierte Ausbildung für Werk- und Betriebsfeuerwehrleute liegt im ureigensten Interesse der Wirtschaft. Brandschutzfachkräfte im Unternehmen sind viel mehr als nur Spritzenmänner, die lediglich warten, bis es brennt. Man müsste sie eigentlich als ‚Risiko-Manager’ bezeichnen. ...

Brandschutzfachkräfte müssen Allround-Genies sein. Sie kennen jeden Winkel, jede Maschine, jeden organisatorischen und technischen Ablauf in ihrem Betrieb. Sie denken und planen weit im voraus, koordinieren, organisieren und informieren. Brandschutzfachkräfte im Unternehmen sind die direkten Nachfahren der Schutzengel. ... und sie erfüllen ihre Aufgaben dann optimal, wenn es nie brennt und nie zu einem Unfall kommt. ...“ - soweit das Zitat -

Seit dem Start dieser Fortbildungsmaßnahme wurden von der IHK Regensburg 8 Lehrgänge (zuletzt ausschließlich bei der Staatlichen Feuerwehrschule in Regensburg) und 2 Intensivlehrgänge bei der Feuerwehrschule der BF München für „alt gediente“ Werkfeuerwehrmänner durchgeführt. Rund 200 Feuerwehrmänner in Bayern besitzen nun das Zeugnis der „Geprüften Brandschutz-Fachkraft“ für eine Tätigkeit bei einer Werkfeuerwehr. Soweit mein Wissen reicht, ist dies in Deutschland die einzige berufliche Bildungsmaßnahme für die Tätigkeit in einer Feuerwehr, die das Berufsbildungsgesetz als Rechtsgrundlage hat.

Ich will zum Schluss kommen und in wenigen Sätzen zusammen fassen:

Die Verbandsarbeit begann auffällige Jahre vor unserer Gründung im Jahre 1978, wie aufgezeigt: Nämlich seit etwa Mitte bis Ende der 50er Jahre.

 

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  • Wir haben unseren Mitgliedern bei Bezirkstagungen und in Fortbildungs- und Fachseminaren brandschutzfachliche Informationen für die Praxis zu günstigen Konditionen geboten.
  • Wir haben für unsere Mitglieder und interessierte Fachleute bei den öffentlichen Feuerwehren ein Informationsblatt mit Beiträgen zum betrieblichen Brandschutz heraus gegeben, das nunmehr seine Fortsetzung in einem bundesweit veröffentlichten Fachblatt findet.
  • Wir haben die Fortbildungsmaßnahme „Geprüfte Brandschutz-Fachkraft“ als Grundlage für ein künftiges Berufsbild auf den Weg gebracht, was auf die Bundesrepublik bezogen eine Vorreiterrolle bedeutet.

Bei meinen Ausführungen habe ich bewusst weitgehend auf Namensnennungen verzichtet. Dies auch deswegen, weil mir die Gefahr zu groß schien, den einen oder anderen (ohne Absicht) zu vergessen oder gar zu deklassieren. Nein, alle Beteiligten - sowohl diejenigen aus dem staatlichen, dem verwaltenden und dem öffentlichen Bereich, als auch die die im Verband ein Amt ausübten oder noch ausüben – sind gemeint. Sie alle sind gemeint und angesprochen und haben aufrichtige Dankesworte für ihr tatkräftiges Mitwirken verdient.

Ich will schließlich all denen Dank sagen, die dem Verband gedient und mitgewirkt haben – und sei es auch nur zeitweise und in geringem Umfang gewesen – und dazu beitrugen, dass wir zu dem wuchsen, was wir geworden sind.

Das soll und darf uns nicht dazu verleiten, selbstzufrieden die Hände in den Schoss zu legen. Nein, wir müssen stets darüber nachdenken, wie wir unsere Aufgaben noch besser aufgreifen und erledigen können. Wir müssen weitere betriebliche Fachleute – hier meine ich die Brandschutzbeauftragten von Betrieben und Einrichtungen ohne Betriebs- oder Werkfeuerwehr – davon überzeugen, dass sie und ihre fachlichen Interessen in unserem Verband richtig aufgehoben sind und wo sie mit vielen geeigneten Fachinformationen versorgt werden.

 

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Dazu wünsche ich uns und dem Verband für die Zukunft aller-bestes Gelingen.

Vielen Dank.

 

Schweinfurt, im April 2003
Verfasser: Rudolf Mack, Schweinfurt (Kassenwart)